Autor Thema: Der «Africanis» wird salonfähig - vom tagesanzeiger.ch  (Gelesen 16012 mal)

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Offline Carsten

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Der «Africanis» wird salonfähig - vom tagesanzeiger.ch
« am: April 22, 2006, 07:42:31 Vormittag »
Hallo,

habe einen Artikel beim tagesanzeiger.ch gefunden.

Carsten


Zitat
Wissen – Samstag, 22. April 2006
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Der «Africanis» wird salonfähig
HundAfricanis
Züchter beginnen sich für den afrikanischen Hund zu interessieren.

   
Afrika entdeckt sein Erbe und damit den afrikanischen Hund, Africanis. Doch fragwürdige Rassestandards gefährden diesen ursprünglichen Hund.

Von Christine D’Anna-Huber, Kapstadt

Die Empfangsdame beim Tierarzt schaut auf den Hund: «Aha, ein KD», sagt sie wenig begeistert. Korrigiert sich aber sofort – die Kollegin hat schief geguckt – und schreibt «Mischrasse» in den Impfausweis. «KD dürfen wir heute nicht mehr sagen», erklärt sie mir, die ich kein Wort verstanden habe, «KD bedeutet kaffir dog, Negerhund, das gilt in Südafrika jetzt als rassistisch.»


Der verpönte Name hat viel mit Südafrikas Geschichte zu tun, der damit bezeichnete Hund hingegen ist auf dem ganzen afrikanischen Kontinent anzutreffen. In Mauretanien läuft er unermüdlich den Eselkarren nach und wird Sahélien genannt, in Mali schützt er die Ziegen vor Schakalen und heisst Chien du Nord, in Ghana streicht er um die Dörfer und wird Pipye-Dog gerufen. Es gibt ihn, hitzebeständig, leichtfüssig, zäh und treu aus Opportunismus, überall dort, wo Menschen leben. Und überall sieht er ähnlich aus. Er hat eine spitze Nase, eine gewölbte Stirn und dreieckige Ohren, die hängend sein können oder aufgerichtet. Er hat die geräumige Brust eines Langstreckenläufers, ist ansonsten schmal, lang gestreckt und feingliedrig. Das Fell ist kurzhaarig, einfarbig oder gefleckt, hell oder dunkel, die Haut, auch rund um die Augen, stark pigmentiert. Die Grösse der Tiere variiert, aber eines bleibt, vom Kap bis Kairo, immer gleich: der aufrecht getragene Schwanz, der sich umso mehr zu ringeln scheint, je zufriedener der Hund ist.

Dazu hat er allerdings nicht allzu oft Gelegenheit. Zwar ist er ein Haushund, mit dem Dasein europäischer Haushunde aber hat seine Existenz wenig gemeinsam. Er wird geschlagen, mit Steinen beworfen und nur toleriert, weil er als Jagdbegleiter, Wach- und Herdehund nützlich sein kann. In menschliche Behausungen wird er nie gelassen, was ihn aber nicht zu verdriessen scheint. Hoffnungsvoll, ewig zuversichtlich, bleibt er den Menschen dennoch stets auf den Fersen, begnügt sich mit ein paar Abfällen, ist dankbar für jedes gute Wort.
Eine uralte Landrasse ...

Bereits die europäischen Kolonialherren straften den «Hottentottenhund» mit Verachtung, sahen aber durchaus auch dessen Vorzüge: seine Furchtlosigkeit und Ausdauer, seine Agilität und Strapazierfähigkeit. So diente er Zimbabwe als Zuchtgrundlage für den Rhodesian Ridgeback, der zur Löwenjagd abgerichtet wurde. In Südafrika kreuzten ihn die Buren mit flämischen Doggen zum Boerbul, einem massigen Wachhund, der jeden Eindringling mit einem verhaltenen Knurren das Fürchten lehrt.

Seit der Kontinent im Zug der «African Renaissance» sein ureigenes Kulturerbe wieder entdeckt und aufwertet, ist auch der afrikanische Hund Gegenstand der Forschung. Lange glaubte man, er sei nichts anderes als ein verwahrloster Vetter der «edlen» Rassenhunde, welche die Europäer nach Afrika mitgebracht hatten. Neue Untersuchungen aber zeigen, dass es sich um eine der ältesten Landrassen der Welt handelt, die sich während Jahrtausenden nach vorwiegend natürlichen Selektionskriterien entwickelt hat – ohne Einmischung des Menschen. Das Resultat ist ein seinem Lebensraum optimal angepasster, robuster Hund, ohne Erbkrankheiten wie Hüftdysplasie, Triefaugen, Atembeschwerden oder psychologischen Problemen. Was übrigens auch die Empfangsdame beim Tierarzt als weiteres Argument gegen meinen KD ins Feld führt: «An diesen Hunden», sagt sie, «kann ein Tierarzt praktisch nichts verdienen.»

Der afrikanische Hund hat eine uralte Geschichte. Sein lustiger Ringelschwanz war bereits Teil der ägyptischen Hieroglyphen. Forscher glauben, dass orientalische Nomaden die ersten domestizierten Tiere in der Jungsteinzeit nach Ägypten brachten. Von dort begleiteten die Hunde andere Wüstenvölker bis an die Küsten Westafrikas und folgten in der Eisenzeit den Bantustämmen auf ihrer Wanderung das Rifttal und die grossen Seen entlang bis ins südliche Afrika. Knochenfunde deuten darauf hin, dass sie ums Jahr 570 unserer Zeitrechnung Botswana erreicht hatten und im Jahr 800 bis an die Spitze des afrikanischen Kontinents vorgedrungen waren.
... soll stubenrein werden

Und nun plötzlich also, weil in Afrika alles vorkolonial Eigenständige eine geradezu politische Dimension angenommen hat, werden auch diese genügsamen Ur-Hunde aufgewertet und haben bereits einen «wissenschaftlichen» Namen: Africanis, afrikanischer Hund. Die 1998 gegründete Africanis Society of Southern Africa hat sich zum Ziel gesetzt, das genetische Erbe der Tiere zu erhalten, der Züchterverband des südlichen Afrikas hat sie als Rasse anerkannt.

Das alles stimmt in Bezug auf ihre Zukunft nicht gerade zuversichtlich. Denn der Mensch hat bisher die Tendenz gezeigt, eine ihm erhaltenswert scheinende Hunderasse so lange nach bestimmten ästhetischen Kriterien züchterisch zu bearbeiten, bis vom ursprünglichen Hund nicht mehr viel übrig bleibt und die üblichen Degenerationserscheinungen auftreten.

Dieses Schicksal ist verschiedenen regionalen Schlägen des afrikanischen Hundes bereits widerfahren. Der marokkanische Sloughi, der malische Azawakh-Windhund und der zentralafrikanische Basenji werden heute alle drei ausserhalb von Afrika nach streng festgelegtem Rassenstandard und oft sentimental verklärten Prinzipien gezüchtet: die ersten zwei als «Wüstenhunde der edlen Tuaregkrieger», der Basenji als «urwüchsiger Urwaldhund der Pygmäen».

www.sa-breeders.co.za/org/africanis/index.htm
[TA | 21.04.2006]

Offline Buschhund

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Re: Der «Africanis» wird salonfähig - vom tagesanzeiger.ch
« Antwort #1 am: April 25, 2006, 21:52:25 Nachmittag »
Spannender Artikel.
Hier eine Gruppe afrikanischer Buschhunde aus Benin:
LG Helga

Offline Cleo

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Re: Der «Africanis» wird salonfähig - vom tagesanzeiger.ch
« Antwort #2 am: September 11, 2006, 17:51:23 Nachmittag »
Ja wirklich interessant. Die Benimhunde sehen genau aus wie unsere, aber die haben ja gar kein Ringelschwänzchen...ich find das immer so süß wenn Cleo damit wackelt.
LG Kathrin mit Cleo&Anina&Jana



Offline Basenjifan

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Re: Der «Africanis» wird salonfähig - vom tagesanzeiger.ch
« Antwort #3 am: Januar 15, 2007, 13:29:35 Nachmittag »
Stimmt! Die "echten" Afrikaner haben keine Ringelschwänze. Bei uns in Krefeld lebt ein original tricolor Basenji, den eine Frau, die lange aus beruflichen Gründen in Afrika (Ghana) gelebt hat, von dort mit nach Deutschland brachte. Ich wollte sie für den Basenji-Klub anwerben, damit sie uns allen von ihren Erfahrungen berichten kann, aber leider ist sie so krank geworden, dass sie momentan nicht dazu in der Lage ist. Ich hoffe, dass sie sich wieder erholt, denn sie hat wirklich viel zu erzählen. Es war immer eine Freude, ihr beim Spaziergang im Park zu begegnen. Ich habe einmal ein Foto von Suleiman gemacht, aber leider ist es sehr unscharf, da es nur ein Handyfoto ist. Allerdings kann man einigermaßen erkennen, dass der Schwanz nicht geringelt ist.
« Letzte Änderung: Januar 16, 2007, 14:41:34 Nachmittag von Basenjifan »
Es kommt nicht darauf an, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, sondern mit den Augen die Tür zu finden.

Offline Teddy

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Re: Der «Africanis» wird salonfähig - vom tagesanzeiger.ch
« Antwort #4 am: Januar 16, 2007, 13:27:55 Nachmittag »
Mawi, die Mutter von unserem verstorbenen Abejide, kam auch aus Afrika und hatte einen Ringelschwanz. Es muß dort also beide Varianten geben.

Offline Basenjifan

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Re: Der «Africanis» wird salonfähig - vom tagesanzeiger.ch
« Antwort #5 am: Januar 16, 2007, 14:48:06 Nachmittag »
Kam die Hündin vielleicht aus einer afrikanischen Zucht? Suleiman war meines Wissens ein freilebender Basenji, den sie so nach und nach an das Leben im Haus gewöhnt hat. Die Besitzerin war nämlich total überrascht, als sie unsere beiden ringelschwänzigen Basenjis gesehen hat.
Es kommt nicht darauf an, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, sondern mit den Augen die Tür zu finden.

Offline Teddy

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Re: Der «Africanis» wird salonfähig - vom tagesanzeiger.ch
« Antwort #6 am: Januar 17, 2007, 10:01:00 Vormittag »
Das weiß ich nicht, sie hatte wohl Papiere, hieß auch nur Mawi, ohne einen Zusatz. Frau Neubert hatte sie damals von einem Züchter in Italien gekauft. Das erste was mir an Mawi auffiel, war, dass sie für eine Hündin recht kräftig gebaut war, was sie auch an Abejide weitergegeben hat. Manche Leute draußen dachten, er wäre ein Bullterrier mit Ringelschwanz (hatte auch eine leichte Bananennase).

Offline Basenjifan

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Re: Der «Africanis» wird salonfähig - vom tagesanzeiger.ch
« Antwort #7 am: Januar 17, 2007, 12:14:20 Nachmittag »
Ja, der Körperbau von Suleiman ist auch nicht so feingliedrig wie von unserem Rüden. Dadurch wirkt er auch viel kurzbeiniger. Die Besitzerin sagt immer, das liegt daran, dass bei ihrem Hund noch niemand der Natur ins Handwerk gepfuscht hat  ::)
Es kommt nicht darauf an, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, sondern mit den Augen die Tür zu finden.

Offline Buschhund

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Re: Der «Africanis» wird salonfähig - vom tagesanzeiger.ch
« Antwort #8 am: Januar 24, 2007, 23:05:00 Nachmittag »
Der zentralafrikanische Basenji hat ja lokal angepaßte Varietäten ausgebildet.
Sehr isolierte Waldpopulationen haben kürzere Beine und aufgrund der hohen Inzucht eine stärker eingedrehte Rute.
Die Buschland Basenji haben längere Beine und eine bewegliche offenere Rute.

Hier unsere langbeinige Belinda beim mausen:


lg Helga
LG Helga